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So legt ein 89-Jähriger seine imaginären Gegner aufs Kreuz

Geldern · Einst wollte er sich einfach nur auf die Spuren von Bruce Lee begeben. Aber dann hat Karl Szardien eine beachtliche Karate-Karriere hingelegt. Jetzt nimmt er in hohem Alter bei Okinawa-te Geldern noch einmal eine Herausforderung in Angriff. Das sind seine Beweggründe.

Auf dem Weg zum 5. Dan
Ein Altmeister seines Faches: Karl Szardien bereitet sich auf
die Prüfung zum 5. Dan vor
und geht selbstbewusst an die Aufgabe heran. 

Es waren die Action-Filme mit Bruce Lee, dem legendären Meister des Karatesports, die bei Karl Szardien die Faszination für diese Kampfkunst auslösten. Eher zufällig wurde er durch einen Aufruf in der Zeitung auf den Gelderner Karateverein Okinawa-te aufmerksam und meldete sich für einen Anfängerkursus an. „Der langjährige Vorsitrzende Richard Froeschke war so etwas wie mein sportlicher Ziehvater. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken“, sagt der Karateka aus Leidenschaft, der sich im Laufe der Jahrzehnte auf der Karriereleiter der diversen Gürtelfarben bis ganz nach oben gekämpft hat.

Aktuell bereitet sich Karl Szardien auf seine letzte sportliche Herausforderung vor – im stolzen Alter von 89 Jahren. Der 14. Juni ist der Termin seines großen Tages – dann möchte er den 5. Dan erlangen. Viel höher hinaus geht’s nicht mehr – der rüstige Senior ist längst Meister seines Faches. Wie es sich für einen erfahrenen Kampfkünstler gehört, hat er im Vorfeld die Ruhe weg. „Eigentlich kann ich alles, was in der Prüfung erwartet wird. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, alle Anforderungen erfüllen zu können“, so Szardien.

Aufgewachsen ist er in Sevelen, später verschlug es ihn nach Moers, wo er noch heute lebt. Beruflich hat er immer „auf dem Bock“ gesessen. Zunächst als Lkw-Fahrer, später und bis zu seiner Pensionierung als Busfahrer im Linienverkehr.

Als Rainer Katteluhn, Präsident des Karate-Dachverbandes Nordrhein-Westfalen, wieder einmal anlässlich einer Prüfung in Geldern zu Gast war, signalisierte er dem Altmeister, ihn noch einmal ernsthaft auf die Probe stellen zu wollen. Gesagt, getan:

Seit Dezember bereitet sich der Senior intensiv auf die Prüfung vor, fährt zweimal in der Woche mit dem Auto nach Geldern zum Training, um an seinen Prüfungsaufgaben zu feilen und diese seinen Kollegen vorzuführen. Zu Hause in Moers stellt er sich vor den Spiegel und studiert immer wieder die Abläufe.

Darum geht’s: Gemeinsam mit seinem Vereinstrainer Frank Debecker hat er aus mehr als 1000 Techniken diejenigen ausgesucht, die seinem Alter und seiner Physis entsprechen. Am Prüfungstag wird Karl Szardien eine einstündige Choreografie präsentieren. Bei dieser Gelegenheit wird er sich einen imaginären Gegner vorstellen, den es mit kunstvoll ausgeführten Tritten und Schlägen außer Gefecht zu setzen gilt.

„Disziplin, Respekt, Zielstrebigkeit, Höflichkeit und Ehrlichkeit sind die Tugenden im Kampfsport“, sagt Szardien. „Ich habe sie zu meinem Lebensprinzip gemacht und nie Streit gehabt.“ Neben dem Kampfsport hält er sich mit der täglichen Arbeit in seinem Schrebergarten fit. Außerdem greift er gerne zum Akkordeon. Sicher ertönt auch am 14. Juni die eine oder andere schwungvolle Melodie, wenn der Prüfling bestanden hat.

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